Yoga bei Diabetes

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Was ist Yoga?

Heutzutage ist Yoga in allen Medien bekannt - oft mit Bildern von Praktizierenden in zirkusreifen Verknotungen und gehört fast schon zum Mainstream in sozialen Netzwerken, der Werbung und Fitnessstudios. Dabei ist Yoga in seinem Ursprung ein altindisches System mit Jahrtausend alter Tradition, bei der es um innere Einkehr, Achtsamkeit und Gesundheit geht.

Yoga stammt zwar aus Indien und ist daher mit der hinduistischen Kultur verbunden, ist aber keine Religion, sondern überkonfessionell und offen für jede Glaubensrichtung, so dass Menschen aus jedem Kulturkreis Yoga in ihr Leben integrieren können.

Ganzheitlicher Ansatz für Körper und Geist

Yoga bedeutet frei übersetzt Einheit/Harmonie und meint im Kern hiermit die harmonische Verbindung von Körper, Geist und Seele. Das System umfasst neben körperlichen Übungen auch zahlreiche geistige Praktiken aber auch Themen wie Ernährung, Atemlenkung, Ethik sowie körperliche und geistige Reinheit werden thematisiert.

Verschiedene Stile und Yoga-Wege

In den klassischen Yogatexten werden verschiedene Stile und Yoga-Wege genannt, um Körper und Geist in Balance zu bringen. Der in der westlichen Welt bekannteste Yogastil ist Hatha Yoga. Er ist körperbetont und legt seinen Schwerpunkt auf die Asanas (Körperstellungen) und Pranamyama (Atemübungen), während andere Formen wie Raja-Yoga oder Jnana-Yoga stärker auf Meditation, geistige Konzentration und die Lehre der alten Schriften ausgerichtet ist. In den klassischen Yogatexten – insbesondere dem Yogasutra von Patanjali, der Bhagavad Gita und den Upanishaden – werden die verschiedenen Yoga-Wege beschrieben.

Mögliche positive Auswirkungen

Viele moderne Yogaangebote verbinden die unterschiedlichen Yogatechniken, indem sie neben den körperlichen Übungen auch Meditation und Atemübungen einfließen lassen. Dieser Stil wird als ganzheitlicher bzw. integraler Yoga bezeichnet.

Durch regelmäßiges Praktizieren der verschiedenen Techniken kann sich ein tieferes Bewusstsein und auch Verständnis für den eigenen Körper entwickeln, die Körperhaltung verbessert, Muskeln aufgebaut und körperliche Beschwerden verhindert oder sogar gelindert werden. Stress wird spürbar reduziert und Resilienz gefördert: So kann Yoga als Hilfsmittel angesehen werden, sich insgesamt gesünder zu fühlen, den Alltag gelassen zu bewältigen und die Lebensqualität steigern.
Aufgrund der positiven Erfahrungen von vielen Yogapraktizierenden und aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen wird Yoga heute weltweit von medizinischen Fachkreisen als Prävention und komplementäre Therapie empfohlen. 

Die UNESCO erklärte Yoga zum immateriellen kulturellen Welterbe und die UNO ernannte im Jahr 2015 den 21. Juni zum Weltyogatag.

Yoga angepasst an Beschwerden und Einschränkungen

Jede/r kann Yoga praktizieren. Bei krankheitsbedingten Beschwerden und Einschränkungen sind jedoch individuellere Anpassungen erforderlich. Hier gewinnt der therapeutisch orientierte Yoga zunehmend an Bedeutung. Dabei werden die Yogaelemente gezielt an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Übenden angepasst und schrittweise gesteigert. Dieser personalisierte Yoga findet in kleinen Gruppen von max. 5 Personen oder im Einzelunterricht statt. Ergänzend werden leicht in den Alltag integrierbare Yogaübungen zum selbständigen Üben mitgegeben. 

Langfristig kann eine personalisierte yogatherapeutische Praxis, die regelmäßig geübt wird, körperliche Beschwerden lindern oder hinauszögern, das seelische Wohlbefinden fördern und den Blutzuckerspiegel verbessern. Sie stärkt die Selbstwirksamkeit und trägt zu mehr Lebensqualität bei.

Gut zu wissen: Yogatherapeutisch ausgebildete Yogalehrende verfügen über ein tieferes Verständnis über Diabetes sowie mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen und wissen welche Anpassungen notwendig sind, um die Yogaelemente optimal und individuell ausrichten zu können.

Welche Vorteile bietet Yoga für Menschen mit Diabetes?

Eine achtsame, individuell an die Bedürfnisse des Übenden angepasste und regelmäßige Yogapraxis bietet Menschen mit Diabetes u.a. folgende Vorteile:

Reduktion von Stress und Cortisolspiegel

Stress führt zur Ausschüttung von Cortisol, das als Gegenspieler des Insulins den Blutzuckerspiegel erhöht. Yogaübungen fördern die Entspannung, aktivieren das parasympathische Nervensystem und senken Cortisolspiegel. Hatha Yoga zur Stressreduktion wird als Präventionskurs von allen Gesetzlichen Krankenkassen unterstützt. Chong et al., 2011

Mehr Freude an der Bewegung

Yoga bietet als ein niederschwelliges Bewegungsprogramm eine Alternative zu herkömmlichen Empfehlungen für MmD. Jeder kann ohne Vorkenntnisse Yoga üben. Durch gezielte Übungen werden Beweglichkeit, Kraft und Gleichgewicht verbessert.  Chronischen Schmerzen, wie z.B. Rückenschmerzen, können nachweislich reduziert werden.

Blutzuckerspiegel und Insulinsensitivität

Studien zeigen, dass Yoga den Blutzuckerspiegel (NG und HbA1c) senken und die Insulinsensitivität reduzieren kann. Bock et. Al. 2019 und Cramer et. Al., 2014

Verbesserte Selbstregulation durch erhöhte Selbstwahrnehmung

Yogaübungen erhöhen die Achtsamkeit und verbessern die Selbstwahrnehmung. Dies kann dazu beitragen, ungünstige Gewohnheiten zu verändern und günstige Gewohnheiten, z.B. sich gesünder zu ernähren, Heißhungerattacken zu minimieren und regelmäßiger körperlich aktiv zu sein, zu entwickeln. (Cramer et al., 2017)

 

Yoga und die Gesundheit des Gehirns

Eine regelmäßige Yogapraxis ist mit positiven Veränderungen in Gehirnregionen wie dem Hippocampus, der Amygdala und dem präfrontalen Kortex verbunden. Diese Veränderungen stehen im Zusammenhang mit verbesserten kognitiven Funktionen und einer besseren Emotionsregulation. Gothe et al., 2019

Orientierungshilfe bei der Suche nach geeigneten Lehrer:Innen und Kursen

Gute Anlaufstellen sind:

  • Hatha-Yoga Kurse zur Stressreduktion über die gesetzlichen Krankenkassen
  • Yogalehrer:Innen Verzeichnisse des Berufsverbandes der Yogalehrenden in Deutschland BDYoga.de
  • Yogatherapeut:Innen Verzeichnis der Deutschen Gesellschaft für Yogatherapie DeGyt.de
  • Internet

Häufig gibt es auch Erfahrungen dazu im Bekanntenkreis oder die behandelnden Ärzte sind über ein spezielles Yoga-Angebot in der Region informiert. 
Ein Vorgespräch und Probestunden sind sinnvoll, um die Erfahrung der Yogalehrer:In abzuklären und festzustellen, ob die Bewegungsform angenehm ist und Freude bereitet. 

Erfahrungen mit Yoga

Im Herbst 2024 führte die Yogalehrerin Anja Orttmann-Heuser einen Präventionskurs* „Hatha Yoga zur Stressprävention“ mit acht TeilnehmerInnen durch. Die Teilnehmenden waren unterschiedlich von (Prä-)Diabetes betroffen und die Yoga-Übungen wurden entsprechend an die Bedürfnisse und vorhandenen Einschränkungen angepasst. Die 75-minütigen Kurseinheiten bestanden aus leichten Körperübungen im Stehen, Sitzen auf einem Hocker und Liegen, eingebettet in eine achtsame und atemzentrierte Übungsweise. Der Kurs endete mit einer geführten Entspannung im Liegen und die Teilnehmenden erhielten ein Handout mit kurzen Yogaübungen für zu Hause. Anbei der Bericht von ©diabinfo über die Erfahrungen der Teilnehmenden sowie die Podcasts über die Wirksamkeit von Yoga bei Diabetes.

*Präventionskurse werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezuschusst.